Darüber reden: Perspektiven nach Suizid

Angela von Lerber
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Lyrik und Prosa von Hinterbliebenen nach einem Suizid

(erschienen im September 2013 im Verlag Johannes Petri, Basel)

Lyrik und Prosa von Hinterbliebenen nach Suizid

Was kommt nach dem Tod?

Was kommt nach dem Tod?
Ich weiss es nicht, was nach dem Tod kommt.
Wer weiss das schon.
Niemand.
Doch, du weisst es.
Aber das bleibt dein Geheimnis.
Das du nicht mit mir teilen willst oder kannst?

Nadia L.


Dieses kurze Gedicht ist ein Beitrag von vielen aus dem Buch «Darüber reden», in dem Hinterbliebe nach Suizid ihr Erleben in Worte fassen, und an dessen Entstehen ich mitwirken durfte. Es steckt eine enorme Arbeit In den vorliegenden Texten. Damit ist nicht primär die Arbeit am Text gemeint, sondern ein langer und intensiver Prozess persönlicher Trauerarbeit. Es kostete die Autorinnen und Autoren Kraft, sich schreibend dem Schmerz erneut auszusetzen. Der Versuch, das Unfassbare in Worte zu fassen, hat sicher geholfen.

Lange vor der idee zu einem Buch schlummerten viele Texte irgendwo in einer Schublade, sei es als Gedicht, als Tagebucheintrag oder als Aufzeichnung, die im Rahmen einer Therapie zu Papier gebracht wurde. Ein reicher Fundus lag da – oft bruchstückhaft, intim und nicht zur Veröffentlichung gedacht. Diese Texte lieferten das Rohmaterial zum vorliegenden Gemeinschaftswerk.

Autorinnen und Autoren, die noch keine ausgereiften Beiträge zur Hand hatten, nahmen an einer Schreibwerkstatt teil, um danach an ihren Texten weiter zu feilen. In die Schreibwerkstatt stiegen wir mit einer Lyrikübung nach einem Gedicht von Kurt Marti ein: „Was kommt nach dem Tod?“ Einzelne Passagen aus dieser Lyrikübung leiten als Überschriften durch die Kapitel dieses Buches.

Als Leiterin der Schreibwerkstatt ist vor allem eines in mir herangewachsen: ein tiefer Respekt gegenüber erlebtem Leid und vor der Zerbrechlichkeit unseres Daseins. Doch dieses Buch zeugt davon, dass es gelingen kann, nach einem traumatischen Ereignis dem Leben wieder neu Sinn abzuringen.

Uns allen, die wir in irgendeiner Form an diesem Projekt mitgearbeitet haben, ist der Wunsch gemeinsam, dass andere Menschen, die in ihrem persönlichen Umfeld mit Suizid konfrontiert werden, sich in den vorliegenden Zeilen wiederfinden und dadurch ein Stück Trost erleben.

„Nach dem Tod werden Freunde zu Fremden – Fremde zu Freunden.“ (Anita Bättig)