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Musikalisch-komisches Theater mit Nina Dimitri und Silvana Gargiulo

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Angela von Lerber ist das Gesicht hinter phil-rouge: Sie konzipiert, schreibt und kreiert Content für On- und Offline-Publikationen.
Angela von Lerber
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Clownin Silvana Gargiulo und Sängerin Nina Dimitri: Ein ungleiches Duo teilt sich die Bühne

30.3.2017, von Angela von Lerber

Concerto Rumoristico mit Silvana Gargiulo und Nina Dimitri

Silvana Gargiulo und Nina Dimitri

Es gibt trockenere Aufträge, als die Programmtexte für Nina Dimitri und Silvana Gargiulo zu schreiben. Weil die Vorstellungen Spass gemacht haben und die beiden Künstlerinnen ein noch viel breiteres Publikum verdient haben, will ich die Texte hier im Blog teilen. Regie hat übrigens bei beiden Stücken Ueli Bichsel geführt:

«Buon Appetito mit Nina Dimitri und Silvana Gargiulo

Ein musikalisch-lukullischer Leckerbissen, gespickt mit «Comico all‘italiana»

Buon Appetito mit Silvana Gargiulo und Nina Dimitri

Die Köchin und die Gerantin im Element

Willkommen im Ristorante Buon Appetito! Die Kochlöffel schwingt für Sie: Silvana Gargiulo aus Napoli. Ausgestattet mit Kochgewand und Kochmütze malt sie Ihnen verführerische Varianten italienischer Gaumenfreuden vor Augen – gepfeffert mit scharfsinnigen Sprachparodien und garniert mit lustvoll zelebrierter Italianità. Tischreservationen nimmt die mehrsprachige und geschäftstüchtige Gerantin Nina Dimitri entgegen. Mit ihrer kraftvollen, ausdrucksstarken Stimme überstrahlt sie jedes sprachliche Missverständnis. Virtuos und einfühlsam zupft sie die Saiten ihres Charangos und lockt die Küchenchefin aus der Reserve. Silvana stimmt ein mit Schwingbesen und Küchengeräten. Zweistimmig singen die beiden Künstlerinnen Interpretationen bekannter Lieder aus Italien und aller Welt – mal furioso, mal melancolico – doch immer mit einem Augenzwinkern. Die musikalische Vielfalt des Programms wirkt genauso völkerverbindend wie die italienische Küche «alla mamma».

«Concerto Rumoristico» mit Nina Dimitri und Silvana Gargiulo

Ein Seilzieh-Akt zwischen musikalischen Höhenflügen und verquerer Komik

Concerto Rumoristico mit Nina Dimitri und Silvana Gargiulo

Konzert mit Weibern und Gesang

Als stolze Diva schwebt Nina Dimitri über das Parkett. Ausgestattet mit Abendkleid, Perücke und blinkender Federboa beschwört sie die Lebendigkeit Lateinamerikas, die Liebe und die Leidenschaft. Die Sängerin überzeugt mit musikalischer Qualität, doch sympathisch wirkt sie dabei nicht – beansprucht sie doch die ganze Aufmerksam des Publikums für sich allein. Das missfällt der Begleitpianistin Silvana Gargiulo. Gekränkt, dass ihr in diesem Konzert offenbar nur eine Nebenrolle zugedacht ist, erfindet die kleingewachsene Clownin allerlei Tricks, um sich bemerkbar zu machen, schneidet Grimassen, mimt die Primadonna und macht sich so lange am Klavier zu schaffen, bis das Instrument zum Entsetzen der Sängerin zusammenkracht. Fast scheint es, als hätte die Vorstellung den Nullpunkt erreicht. Doch dank Silvanas Findigkeit führt die Katastrophe zur Wende. Sie behilft sich mit einer Kinder-Melodica und spielt herzerweichend darauf. Endlich gelingt es ihr, der ruhmsüchtigen Sängerin ein Lächeln zu entlocken. Singen die beiden endlich im Duett, wird auch dem Publikum warm ums Herz.

Über die beiden Künstlerinnen

Nina Dimitri: Sängerin, Musikerin (Gitarre, Charango) und Komödiantin

Charango-Virtuosin Nina Dimitri

Charango-Virtuosin Nina Dimitri

In jungen Jahren reiste Nina Dimitri nach Bolivien, um das traditionelle Zupfinstrument Charango der Andenregion zu studieren und das südamerikanische Liedgut zu erforschen. Heute tourt sie von Bühne zu Bühne und begeistert mit virtuoser Zupfakrobatik auf diesem Instrument und einer ausdrucksstarken Stimme, die ohne Mikrofon jeden Raum bis in die hintersten Reihen zu füllen vermag. Doch Nina Dimitri wäre nicht die Tochter eines berühmten Clowns, würde sie ihren Auftritt nicht anreichern mit aberwitzigen musikalischen Parodien.

Silvana Gargiulo: Tragikomische Schauspielerin und Clownin, Regisseurin

Komikerin Silvana Gargiulo

Die vielseitige Komikerin Silvana Gargiuolo

Ein vielsagender Blick, und das Lachen im Saal gehört ihr. Silvana Gargiulo strahlt eine unwiderstehliche Bühnenpräsenz aus. Als tragikomischer Charakter persifliert die kleingewachsene, rundliche Clownin gerne ihre italienische Herkunft, gibt selbstherrlich den Ton an und scheitert an menschlichen Schwächen. Dann wieder bezaubert sie die Zuschauer mit ihrer grazilen Beweglichkeit, die so gar nicht zu ihrer Figur passen will und mit ihrem Gefühl für Rhythmus und Musik. Das Publikum kann nicht anders, als die Komikerin ins Herz zu schliessen. 2015 wurde Silvana Gargiulo nominiert für den Schweizer Kleinkunstpreis.

 

 

Clown Dimitri – Erinnerungen an sein grosses Künstlerherz

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Clown Dimitri und sein unvergessliches Lachen

Clown Dimitri und sein unvergessliches Lachen

22.7.2016, von Angela von Lerber

In der Nacht vom 19. auf den 20. Juli 2016 schloss Clown Dimitri für immer die Augen. Sein Tod kam überraschend – ganz besonders für die, die ihm nahe standen. Am Vortag noch stand er mit dem Dreigenerationenprogramm «DimiTRIgenerations» zusammen mit seiner Familie auf der Bühne des Teatro Dimitri.

Sein feiner Humor, seine Menschlichkeit und sein breites Lachen werden uns allen fehlen.

Clown, Akrobat und Musikant

An Nachrufen, die das Lebenswerk des grossen Schweizer Künstlers ehren, mangelt es nicht, sodass ich mich gefragt habe, ob es überhaupt angebracht ist, auch noch einen Beitrag zu schreiben. Dennoch möchte ich dem Ehrenreigen ein paar ganz persönliche Erinnerungen anfügen:

Der Name Dimitri, das Teatro in Verscio und die Accademia waren für mich als Kleinkunstliebhaberin natürlich schon immer ein Begriff. Die Erinnerungen an seine Auftritte im Zirkus Knie sind noch lebendig. Ich kannte den Künstler als naiven Clown, Akrobaten und Musikanten. Als Fabulierer, Maler und Ideenfänger lernte ich den liebenswürdigen Clown erst 2010 kennen, als mein Mann Jean-Daniel mit seiner Künstleragentur Profile-Productions das Booking für ihn übernahm. Da war Dimitri bereits 75 Jahre alt und voller Tatendrang.

Dimitri als Karl Vester im Freilichtspiel von Hanspeter Gschwend auf dem Monte Verità

Dimitri als Karl Vester im Freilichtspiel von Hanspeter Gschwend auf dem Monte Verità

Wir besuchten ihn vor wenigen Tagen noch in seinem Haus im Centovalli und schauten ihm bei den Proben zu Hanspeter Gschwends Freilichtspiels „Monteverità – Sogni di un’altra vita – Träume eines anderen Lebens“ in der Rolle des letzten Monteveritaners Karl Vesters zu.

Dimitri, der Menschenfreund

Was Dimitri als Künstler ausmachte – sein feiner Humor, seine unbändige Schaffenskraft und sprudelnde Fantasie – das machte ihn auch als Mensch aus. Und umgekehrt. Starallüren waren ihm fremd. Lernte er eine neue Person kennen, frage er stets: „Und was machst du?“

War er unterwegs auf Tour, fand er zwischen den Aufführungen immer noch Zeit, mit seiner Frau Gunda zu telefonieren, eine Ausstellung zu besuchen oder sich mit Künstlerfreunden und Weggefährten zu treffen. Sass er mit seinem Techniker und Tourbegleitern im Restaurant, wurde diskutiert oder gelacht – und unvermittelt entstand aus einer zusammengeknüllten Papierserviette ein Clowngesicht.

Maler, Fabulierer und Ideenfänger

QR-Code à la Dimitri

QR-Code à la Dimitri

Auch wenn Dimitri sich mit dem Computer als Arbeitsinstrument nicht mehr anfreunden wollte – mit seiner wunderschönen Handschrift kommunizierte er lieber per Fax  – so war er modernen Technologien gegenüber durchaus aufgeschlossen. Nachdem er sich zum Beispiel von seinem Agenten die Funktion eines QR-Codes auf der Visitenkarte erklären liess, lag zwei Tage später im Briefkasten der Agentur die folgende Zeichnung:

Den blauen Elefanten zeichnete Dimitri auf dem iPad.

Den blauen Elefanten zeichnete Dimitri auf dem iPad.

Von seinem Sohn David liess Dimitri sich das iPad erklären. Die Zeichnungsfunktion hat es ihm angetan – und schwupp – erschien auf dem Display sein Lieblingstier, der Elefant.

Von seinem Beruf hat der Clown nie Urlaub genommen. Unablässig kritzelte er auf Servietten und schnappte auf, was es in der Welt ringsum zu entdecken gab. Wie oft zückte er mitten im Gespräch sein Notizbüchlein mit der Aufforderung «Wie hast du gesagt, sag das nochmals, ich sammle nämlich gerade Gedanken zum Thema…»

Lieber Dimitri, keine Hommage wird dir gerecht…

Wie sehr die Menschen dich geliebt und geschätzt haben, erfuhr ich, wenn ich manchmal nach der Aufführung hinter dem Büchertisch stand und mir von den Besuchern Anekdoten über ihre Begegnungen mit dir erzählen liess. Wie viele kamen zur Vorstellung, um ihren Kindern oder Enkeln den grossen Clown ihrer Jugend vorzustellen. Theaterstudenten aus aller Welt reisten in die Schweiz, um ihr Vorbild live auf der Bühne zu sehen. Besonders berührt hat mich die Geschichte einer älteren Dame, die vor vielen Jahren im Restaurant servierte, wo du nach einer Aufführung gegessen hast. Du hast damals aus deiner Serviette einen Scherenschnitt gefertigt und ihr spontan geschenkt. Diesen Scherenschnitt hat sie all die Jahre aufbewahrt und kam nun zur Vorstellung, um dir davon zu erzählen.

Du hinterlässt eine grosse Lücke bei deinen Lieben. Aber auch in der Schweizer Kulturlandschaft und bei tausenden von Menschen, deren Herz du berührt hast. «Gute Clowns sind unsterblich», hast du jeweils gesagt. Und es gilt ganz besonders für dich.

Ein Porträt des Clowns von Adriano Heitmann

Ein Porträt des Clowns von Adriano Heitmann