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Echte «Teigwahrheiten» von Helena & Co.

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Angela von Lerber ist das Gesicht hinter phil-rouge: Sie konzipiert, schreibt und kreiert Content für On- und Offline-Publikationen.
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Taschen, Kunst und Produktdesign von Menschen mit einer geistigen Beeinträchtigung

27.11.2016, von Angela von Lerber

Taschen von Menschen mit einer geistigen Beeinträchtigung

Taschenverkauf LIV «für Lüüt wo tüend chrämpfle»

Helena hat eine geistige Beeinträchtigung. Aber sie kann lachen. Und sie malt lustige Gesichter. Ihre Werke sind bis Ende Februar auf der Geschäftsstelle der Behindertenhilfe Basel-Stadt «LIV – Leben in Vielfalt» zu sehen. Dort kann man Helenas Bilder und Collagen käuflich erwerben – oder eine Tasche mit Bildaufdruck und einem ihrer Sprüche für Fr. 6.50. Der Erlös des Taschenverkaufs geht auf Helenas Wunsch «a Lüüt, wo tüend chrämpfle» (Menschen mit Epilepsie).

5000 Taschen für eine neurologische Klinik in Togo

Martina Bötticher, Geschäftsführerin LIV, mit Helena und ihrer Mutter Veronika Kisling (vlnr.)

LIV verkauft Taschen von Menschen mit einer geistigen Beeinträchtigung: Martina Bötticher, Geschäftsführerin LIV, mit Helena und ihrer Mutter Veronika Kisling (vlnr.)

5000 Taschen wollen die Initiatoren bis Ende Februar 2017 verkaufen. Der Erlös geht an den Aufbau der neurologischen Klinik von Dr. Kokou Sodjehoun-Brunner in Togo, wo Menschen mit Epilepsie oder anderen Beeinträchtigungen bisher praktisch keine medizinische Versorgung erhielten.

Die Taschen können ab dem 5. Dezember 2016 im neu eröffneten Glücksladen von LIV an der Riehenstrasse 235 in Basel erstanden werden. Bestellungen ab 50 Stück nimmt die Geschäftsstelle LIV entgegen.

Bilder und Wortschöpfungen von Menschen mit einer geistigen Beeinträchtigung

Von klein auf förderte die Künstlerin und Kunsttherapeutin Veronika Kisling das kreative Schaffen ihrer schwer geistig behinderten Tochter. Die gemalten Bilder verwandelt sie in hochwertige Kunstwerke und Produkte. Der Traum der Mutter: Mit künstlerischen Motiven und Wortschöpfungen geistig beeinträchtigter Menschen einen Mehrwert für die Gesellschaft zu schaffen – zum Beispiel mit Produktetiketten. So zierte der Spruch «S’Wasser het nie Durscht» mit einem gemalten Helena-Gesicht schon einmal eine Spezialabfüllung der Mineralquelle Gontenbad.

Helena beginnt zu malen

«Am Anfang malte Helena nur Gesichter» (Veronika Kisling führt durch die Ausstellung)

«Am Anfang malte Helena nur Gesichter» (Veronika Kisling führt durch die Ausstellung)

Die Diagnose Tuberöse Sklerose war für die Mutter niederschmetternd. Niemand konnte ihr sagen, ob ihre Tochter das vierte Lebensjahr überhaupt erreichen würde. Doch Helena wuchs heran und irgendwann spannte Veronika Kisling in ihrem Atelier zum ersten Mal auch für Helena eine Leinwand auf. Damit begann eine künstlerische Reise, auf der Mutter und Tochter sich gegenseitig inspirierten. Helena malte fröhliche Gesichter und entwickelte eine unbändige Kreativität. Bei aller Belastung für die Mutter sorgte das Mädchen mit lustigen Einfällen immer wieder für erfrischende Momente.

Bilder, Collagen und sogar Stühle und Lampen entstehen

Auch diese Stühle und Lampen hat Veronika Kiesling mit Bildern von Helena gestaltet

Auch diese Stühle und Lampen hat Veronika Kiesling mit Bildern von Helena gestaltet

Inzwischen ist Helena zwanzig Jahre alt, wohnt bei LIV in einer Wohngruppe und nimmt an den Tagesstruktur-Angeboten teil. Nach wie vor arbeiten Mutter und Tochter künstlerisch zusammen. Die Bilder, Collagen, Stühle, Lampen und Taschen, die an der LIV-Geschäftsstelle am Claragraben gezeigt werden, dokumentieren eine eindrückliche Entwicklung.

 

Ich-bin-da-Produkte: Die Idee für ein Sozialunternehmen nimmt Formen an

Mit unbeugsamem Elan und viel Idealismus widmet sich Veronika Kisling der öffentlichen Sensibilisierung für die Anliegen geistig behinderter Menschen. Es geht ihr um mehr, als um ihr eigenes Schicksal. Es geht ihr um Inklusion. Sie wünscht sich, dass Menschen mit einer Beeinträchtigung für die Gesellschaft sichtbar werden, dass Begegnungen passieren und dass geistig beeinträchtigte Menschen mit ihren Fähigkeiten ebenfalls einen Beitrag leisten können. Aus ihren Wortschöpfungen und künstlerischen Motiven will die Künstlerin Produkte für den Detailhandel kreieren. Dazu hat sie den Verein Helena gegründet. Geht es nach ihr, werden in den Ladengestellen von Schweizer Detailhändlern bald schon Produkte mit dem Label «Ich-bin-da» stehen.

Das Taschenprojekt wird mitgetragen von

  • LIV Leben in Vielfalt Basel
  • Kindermuseum Creaviva im Zentrum Paul Klee
  • IG Bluemefritz
  • Schloss Herdern/TG
  • Stiftung Sonnmatt Langenbruck/BL

 

Green Lake Park: Kunming und seine Gartenkultur

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Öffentlich üben? – In den Gärten von Kunming darf man es

20.11.2016, von Angela von Lerber

Im Herbst reiste ich für vier Wochen nach Kunming. In der rasant wachsenden Metropole der chinesischen Provinz Yunnan wurde der Green Lake Park bald zu meinem Lieblingsort – eine ruhige Oase im Gewusel der Grossstadt. Es ist eine grosszügig gestaltete Gartenanlage mit Pagoden, bunt bemalten Galerien und begrünten Sitzplätzen rund um einen See mitten im Stadtgebiet.

Green Lake Park Kunming

Green Lake Park Kunming

Viele Einwohner von Kunming verbringen ihre freien Stunden in den öffentlichen Gärten der Stadt. Wer einen Garten betritt, taucht ein in eine andere Welt. Das traditionelle China ist hier noch erstaunlich lebendig. Es ist ein Ort der Ruhe und Harmonie, wo die Menschen hingehen zum Spielen, Musizieren, Tanzen, Meditieren oder einfach Sein.

Ein Treffpunkt für Jung und Alt

Pensionäre und Familien treffen sich zum Brettspiel, während Jugendliche über WeChat Informationen austauschen, Treffpunkte vereinbaren, einkaufen oder Selfies hoch laden. Die Kontraste der chinesischen Gesellschaft sind auch hier spürbar.

Tänzerinnen im Green Lake Park

Tänzerinnen im Green Lake Park von Kunming

Singen, tanzen und musizieren – ohne Anspruch auf Perfektion

Arhu-Spieler

Arhu-Spieler

Fasziniert hat mich das Nebeneinander und die Unbekümmertheit, mit der besonders auch ältere Menschen in Kunmings grünen Oasen ihre Talente ausleben. Mit Inbrunst, aber ohne Anspruch auf Perfektion. Hier entlockt ein wahrer Meister seinem zweisaitigen Arhu, dem traditionellen chinesischen Streichinstrument, die virtuosesten Klänge und Rhythmen.

Nur wenige Meter weiter krächzt ein Anfänger seine ersten Töne aus dem Saxophon. Und im nächstliegenden Pavillon begleitet ein kleines traditionelles ad hoc-Orchester eine Sängerin, die mit ihrer grellen verstärkten Stimme alles übertönt. Dort sitzt eine Alte und singt ganz für sich allein. Niemanden stört‘s.

Ich habe viele Stunden in den Gärten von Kunming verbracht mit ihren Menschen, die hier der lauten Stadt mit ihrer Mühsal den Rücken zukehren, um ihre Kreativität auszuleben.

Friedlicher als mancher Schauplatz auf Social Media

Wo Jung und Alt sich trifft

Wo man sich trifft

Die Szenerie erinnert mich ein bisschen an die Sozialen Medien. Auch Facebook, YouTube & Co. sind öffentliche Gärten, wo Banausen und Anfänger neben Profis und echten Stars ihre Kreativität austesten. Warum sollte nicht jeder etwas ausprobieren dürfen?

Ich verstehe die Niedermacherei und Häme in den sozialen Medien nicht. Warum üben wir uns nicht einfach darin, brillanten Beiträgen anerkennend zuzunicken, vielversprechende Versuche wohlwollend zu kommentieren und bei der Kakophonie an der nächsten Ecke wegzuhören. Die Chinesen in den Gärten von Kunming machen es uns vor. Es sind wohltuend friedliche Orte.

 

Clown Dimitri – Erinnerungen an sein grosses Künstlerherz

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Clown Dimitri und sein unvergessliches Lachen

Clown Dimitri und sein unvergessliches Lachen

22.7.2016, von Angela von Lerber

In der Nacht vom 19. auf den 20. Juli 2016 schloss Clown Dimitri für immer die Augen. Sein Tod kam überraschend – ganz besonders für die, die ihm nahe standen. Am Vortag noch stand er mit dem Dreigenerationenprogramm «DimiTRIgenerations» zusammen mit seiner Familie auf der Bühne des Teatro Dimitri.

Sein feiner Humor, seine Menschlichkeit und sein breites Lachen werden uns allen fehlen.

Clown, Akrobat und Musikant

An Nachrufen, die das Lebenswerk des grossen Schweizer Künstlers ehren, mangelt es nicht, sodass ich mich gefragt habe, ob es überhaupt angebracht ist, auch noch einen Beitrag zu schreiben. Dennoch möchte ich dem Ehrenreigen ein paar ganz persönliche Erinnerungen anfügen:

Der Name Dimitri, das Teatro in Verscio und die Accademia waren für mich als Kleinkunstliebhaberin natürlich schon immer ein Begriff. Die Erinnerungen an seine Auftritte im Zirkus Knie sind noch lebendig. Ich kannte den Künstler als naiven Clown, Akrobaten und Musikanten. Als Fabulierer, Maler und Ideenfänger lernte ich den liebenswürdigen Clown erst 2010 kennen, als mein Mann Jean-Daniel mit seiner Künstleragentur Profile-Productions das Booking für ihn übernahm. Da war Dimitri bereits 75 Jahre alt und voller Tatendrang.

Dimitri als Karl Vester im Freilichtspiel von Hanspeter Gschwend auf dem Monte Verità

Dimitri als Karl Vester im Freilichtspiel von Hanspeter Gschwend auf dem Monte Verità

Wir besuchten ihn vor wenigen Tagen noch in seinem Haus im Centovalli und schauten ihm bei den Proben zu Hanspeter Gschwends Freilichtspiels „Monteverità – Sogni di un’altra vita – Träume eines anderen Lebens“ in der Rolle des letzten Monteveritaners Karl Vesters zu.

Dimitri, der Menschenfreund

Was Dimitri als Künstler ausmachte – sein feiner Humor, seine unbändige Schaffenskraft und sprudelnde Fantasie – das machte ihn auch als Mensch aus. Und umgekehrt. Starallüren waren ihm fremd. Lernte er eine neue Person kennen, frage er stets: „Und was machst du?“

War er unterwegs auf Tour, fand er zwischen den Aufführungen immer noch Zeit, mit seiner Frau Gunda zu telefonieren, eine Ausstellung zu besuchen oder sich mit Künstlerfreunden und Weggefährten zu treffen. Sass er mit seinem Techniker und Tourbegleitern im Restaurant, wurde diskutiert oder gelacht – und unvermittelt entstand aus einer zusammengeknüllten Papierserviette ein Clowngesicht.

Maler, Fabulierer und Ideenfänger

QR-Code à la Dimitri

QR-Code à la Dimitri

Auch wenn Dimitri sich mit dem Computer als Arbeitsinstrument nicht mehr anfreunden wollte – mit seiner wunderschönen Handschrift kommunizierte er lieber per Fax  – so war er modernen Technologien gegenüber durchaus aufgeschlossen. Nachdem er sich zum Beispiel von seinem Agenten die Funktion eines QR-Codes auf der Visitenkarte erklären liess, lag zwei Tage später im Briefkasten der Agentur die folgende Zeichnung:

Den blauen Elefanten zeichnete Dimitri auf dem iPad.

Den blauen Elefanten zeichnete Dimitri auf dem iPad.

Von seinem Sohn David liess Dimitri sich das iPad erklären. Die Zeichnungsfunktion hat es ihm angetan – und schwupp – erschien auf dem Display sein Lieblingstier, der Elefant.

Von seinem Beruf hat der Clown nie Urlaub genommen. Unablässig kritzelte er auf Servietten und schnappte auf, was es in der Welt ringsum zu entdecken gab. Wie oft zückte er mitten im Gespräch sein Notizbüchlein mit der Aufforderung «Wie hast du gesagt, sag das nochmals, ich sammle nämlich gerade Gedanken zum Thema…»

Lieber Dimitri, keine Hommage wird dir gerecht…

Wie sehr die Menschen dich geliebt und geschätzt haben, erfuhr ich, wenn ich manchmal nach der Aufführung hinter dem Büchertisch stand und mir von den Besuchern Anekdoten über ihre Begegnungen mit dir erzählen liess. Wie viele kamen zur Vorstellung, um ihren Kindern oder Enkeln den grossen Clown ihrer Jugend vorzustellen. Theaterstudenten aus aller Welt reisten in die Schweiz, um ihr Vorbild live auf der Bühne zu sehen. Besonders berührt hat mich die Geschichte einer älteren Dame, die vor vielen Jahren im Restaurant servierte, wo du nach einer Aufführung gegessen hast. Du hast damals aus deiner Serviette einen Scherenschnitt gefertigt und ihr spontan geschenkt. Diesen Scherenschnitt hat sie all die Jahre aufbewahrt und kam nun zur Vorstellung, um dir davon zu erzählen.

Du hinterlässt eine grosse Lücke bei deinen Lieben. Aber auch in der Schweizer Kulturlandschaft und bei tausenden von Menschen, deren Herz du berührt hast. «Gute Clowns sind unsterblich», hast du jeweils gesagt. Und es gilt ganz besonders für dich.

Ein Porträt des Clowns von Adriano Heitmann

Ein Porträt des Clowns von Adriano Heitmann

 

Der Claim – Marketingmasche oder Notwendigkeit?

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Am Anfang steht das Nachdenken

25.6.2016, von Angela von Lerber

Mit der Frage nach einem Claim muss sich nicht nur jedes Startup-Unternehmen auseinandersetzen, sondern jede Organisation, die ihr Profil schärfen und ihren öffentlichen Auftritt auffrischen möchte. Jede Unternehmung, die sich neu ausrichtet, mit einer anderen fusioniert oder sich am Markt neu positioniert, ist gut beraten, auch über einen neuen treffenden Claim nachzudenken.

Was ist eigentlich ein Claim?

Ein Claim (englisch für Behauptung, Anspruch) ist ein prägnanter, eingängiger Slogan, der als fester Bestandteil zur Marke gehört. Er erscheint immer zusammen mit dem Logo.

Ein paar Beispiele aus der grossen weiten Markenlandschaft seien hier erwähnt:

  • Mercedes-Benz: «Das Beste oder nichts.»
  • erdgas: «Die freundliche Energie.»
  • Europaallee: «Ein Quartier voll Zürich.»
  • coop: «für mich und dich.»
  • Helsana: «Engagiert für das Leben.»
  • Lufthansa: «Nonstop you.»
  • «life is on.»

Zunächst muss man festhalten, dass ein Claim – entgegen dem ersten Schein – nichts zu tun hat mit einem saloppen Werbespruch, den ein paar Kreative einfach mal so aus dem Ärmel geschüttelt haben. Ein wirklich aussagekräftiger Claim ist der Kristall, der aus einem strategischen Brandingprozess resultiert. Als solcher reflektiert er die Essenz der Unternehmensleistung und steht für ein Marktversprechen, das seine Gültigkeit über einen längeren Zeitraum hinweg bewahrt.

Werfen Sie zum Spass einmal einen Blick in den Slogometer® von slogans.de. Er führt die 100 gebräuchlichsten Wörter in deutschen Werbeslogans auf. Sie werden erschreckt feststellen, dass es die banalsten Allerweltswörter sind. Ob es daran liegt, dass deutschsprachige Werber so fantasielos sind, oder daran, dass ein Slogan (Claim) je einfacher umso besser ist? – Ich wage es nicht, darauf eine Antwort zu geben. Hingegen möchte ich ein paar objektive Kriterien liefern, anhand derer Sie Ihren eigenen Claim beurteilen können. Am besten, solange Sie sich noch mitten im Brandingprozess befinden.

Ist der Claim ein Muss?

Nein. Es gibt namhafte Unternehmen, die auf einen Claim verzichten. Sie tun es, weil sie stattdessen mit temporären Kampagnen-Slogans arbeiten. Langfristiger Claim und kurzfristiger Slogan kämen sich gegenseitig in die Quere.

Gute Gründe sprechen für die Verwendung eines Claims:

  • Ihre Unternehmung bzw. Organisation hat einen Namen, der nicht für sich allein spricht und auch die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Branche nicht erkennen lässt. Hier kann ein Claim Abhilfe schaffen, indem er eine Aussage über die Leistung Ihres Unternehmens macht.
  • Sagt der Firmenname aus, was Sie anbieten, oder ist Ihre Marke so bekannt, dass potenziellen Kunden dies wissen, dient ein Claim dazu, eine ergänzende Aussage zur Leistungsqualität oder zu Ihren Unternehmenswerten zu liefern.
  • Sind Ihre Leistungen vergleichbar mit jenen Ihrer Mitbewerber, sollten Sie sich auf der kommunikativen Ebene von Ihren Konkurrenten abheben. Der Claim ist in diesem Fall Bestandteil einer eigenen Markenwelt, die Sie rund um Ihre Produkte schaffen.
  • Besonders dann, wenn sich Ihre Leistungen an den Endkonsumenten richten, der Kaufentscheide spontan und emotional trifft, sprechen Sie ihn mit einem Claim auf der emotionalen Ebene an und eröffnen ihm die Möglichkeit, sich mit der Aussage zu identifizieren.
  • Als Nebeneffekt leisten Sie mit dem Prozess, der mit der Erarbeitung eines Claims verbunden ist, wertvolle Grundlagenarbeit für das Marketing und die Unternehmenskommunikation.

Sogar für die Einzelfirma kann er gut sein

Es sind übrigens nicht nur die grossen Brands, die sich einen Claim zulegen. Auch eine Einzelfirma kann von einem Claim profitieren. Der Vorteil bei der Einzelfirma ist, dass der Besitzer sich ganz allein seine Gedanken machen und entscheiden kann. Im Team gestaltet sich diese Aufgabe etwas komplizierter. Da kann es vorkommen, dass man gut im Prozess unterwegs ist und plötzlich – aus irgendwelchen Gründen –vom Kurs abzudriften droht. Mit klaren Zielvorgaben lässt sich verhindern, dass Sie irgendwo im Schilf landen. Gerade wenn Claims im Team erarbeitet werden, braucht es klare Zielvorgaben. Denn oft müssen witzige Ideen und kreative Vorschläge dem übergeordneten Ziel geopfert werden. Da werden Sie um die Orientierungshilfe dankbar sein.

Wodurch zeichnet sich ein guter Claim aus?

Es gibt sowohl formale wie auch inhaltliche Prüfsteine für Ihren Claim. Ein guter Claim…

  1. ist kurz, prägnant und eingängig
  2. ist auf Anhieb verständlich
  3. klingt gut (Sprachklang und Rhythmus müssen stimmen)
  4. macht eine klare Aussage
  5. widerspiegelt die Positionierung gegenüber Mitbewerbern
  6. spricht die Emotionen an bzw. löst eine Emotion aus
  7. darf spielerisch sein

Wie gehen Sie vor?

Weil ein Branding bzw. Rebranding nicht alle Tage vorkommt, greifen selbst gestandene Marketingleute dabei gerne auf externe Unterstützung zurück. Nicht primär, weil sie es nicht selbst könnten, sondern um sich einen unvoreingenommenen Aussenblick zu holen, um mit seinen Vorschlägen bei der Führung einen besseren Stand zu haben oder um den kreativen Prozess zielgerichtet und professionell moderieren zu lassen. Nur vordergründig kaufen sie dabei Kreativität ein. Ein externer Kommunikationsprofi kann Sie wahlweise wie folgt unterstützen:

  • Moderation und Begleitung des Brandingprozesses
  • Verdichtung der erarbeiteten Vorgaben
  • Moderation interner Brainstormings
  • Erarbeiten von Claimvorschlägen
  • Bewertung der Claimvorschläge

Das Wichtigste ist die Vorarbeit

Wie stösst man den kreativen Prozess nun an? – Wie definieren Sie die Anforderungen, die Ihr Claim zu erfüllen hat? – Woraus besteht das Rohmaterial für den kreativen Prozess? Hier ein paar Vorschläge, welche Fragen Sie beantworten können, um Basismaterial für Ihren Claim zu erhalten:

Fragen zum Zielpublikum:

  • Wen soll Ihr Claim ansprechen?
  • Worauf legen diese Bezugsgruppen Wert?
  • Welche Erwartungen ihrer Bezugsgruppen erfüllen Sie am besten?
  • In welcher Erlebniswelt/welcher Alltagssituation bewegen sich diese Bezugsgruppen?
  • Wann und wo (in welcher Situation) trifft Ihr Claim Ihre Bezugsgruppen an?

Fragen zur eigenen Organisation und ihren Leistungen:

  • Woraus besteht Ihre Kernleistung?
  • Welchen Nutzen erbringt diese Kernleistungen für Ihre Kunden/die Gesellschaft?
  • Welche Werte sind in Ihrer Organisation wichtig? – Welche wollen Sie auch nach aussen kommunizieren?
  • Welche Eigenschaftswörter beschreiben Ihre Unternehmenskultur/Ihre Leistungen am besten?
  • Welche Kriterien stellen Sie an Ihren Claim? (Aussage, Sprache, Tonalität, Stil)

In einem nächsten Schritt gewichten und verdichten Sie die gesammelten Aussagen und Stichwörter so lange, bis Sie die Essenz Ihrer Firma auf fünf Punkte reduziert haben. Damit haben Sie das brauchbare Rohmaterial für den kreativen Prozess.

Die Kür: der kreative Prozess

Damit haben Sie das Briefing erstellt, um den kreativen Teil in die Wege zu leiten. Es muss allerdings nicht immer eine Agentur oder ein Textprofi hinter den Claim gesteckt werden – Sie können das Erarbeiten des Claims auch zu einem internen Teamprojekt machen, indem Sie ein internes Kreativteam bilden, das mithilfe verschiedener Kreativtechniken Claim-Vorschläge erarbeitet. Eine andere Möglichkeit wäre, dass Sie einen internen Wettbewerb ausschreiben und die eingegangenen Vorschläge dann prüfen.

Wie auch immer: Der Beizug einer neutralen externen Aussensicht ist in jedem Fall von Nutzen.

Musenkuss: Vom Warten auf Inspiration

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Bestimmt kennen auch Sie die Angst vor dem leeren Blatt. Journalistinnen und Werbetexterinnen kennen sie genauso wie Führungskräfte und Hausfrauen. Oder wissen Sie immer sofort, was Sie schreiben wollen, wenn Sie Glückwünsche zum Geburtstag oder eine originelle Einladung formulieren sollten? – Allzu oft bleibt die Stimmung für kreative Einfälle einfach aus. Da hilft alles Warten auf Inspiration nichts.

Text: Angela von Lerber

Die Inspiration weht, wo sie will

Die lateinische Herkunft des Wortes verrät uns einiges über das Wesen der Inspiration: Inspiration leitet sich von „spirare“ ab – blasen, wehen, hauchen. Inspiration ist flüchtig wie der Wind, und bei Bedarf lässt es sich nicht einfach nach ihr greifen wie nach dem Bleistift oder dem Kugelschreiber. Der Hauch der Inspiration erfasst uns unerwartet und oft in den unmöglichsten Situationen: unter der Dusche, im Bus, beim Spazierengehen – jedenfalls meist dann, wenn wir gerade nichts zum Schreiben dabei haben.

Beobachten und Sammeln

Kreative Aufgaben dürfte man nicht auf Knopfdruck lösen müssen. Mit Ideen muss man „schwanger“ gehen, bis unvermittelt der richtige Einfall herbeiflattert. Ich persönlich habe mir angewöhnt, für den Fall, dass mich die Muse küssen sollte, immer und überall Stift und Notizbuch dabei zu haben. Ich notiere alles: Beobachtungen, Gesprächsfetzen, Schriftzüge, Bilder, Gedankenblitze. Denn so plötzlich und unerwartet einem manche Idee zufliegt, so schnell ist sie wieder weg und verschwunden. Wenn dann später unter Zeitdruck einfach gar nichts kommen will, dann blättere ich in meinem vollgekritzelten Nonsense-Büchlein und lasse mich von früheren Gedankenblitzen inspirieren.